ANTWORTEN
Was ist Sport?


TEXT: SEBASTIAN WENZEL
ILLUSTRATION:
 STANISLAUS MÜLLER-HÄRLIN


Warum ist es gigantisch, wenn Marion Jones im Olympiastadion rennt? Warum ist es das nicht, wenn sie zum Bus sprintet? Warum ist Schach in Deutschland ein anerkannter Sport und Halma nicht? Einfache Fragen, komplizierte Antworten.

Was ist Sport? Drei Worte und der Sportbund-Pressesprecher weiß keine Antwort. „Das kann nur die Rechtsabteilung erklären“, stammelt er und verbindet mit Hermann Latz. Der Jurist des Deutschen Sportbundes (DSB) kennt die einfache Frage und die komplizierte Antworten. Warum ist Schach vom DSB anerkannt und Halma nicht? Latz verweist auf die DSB-Satzung. Dort steht: „Die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität eines jeden zum Ziel haben, der sie betreibt. Die eigenmotorische Fähigkeit liegt nicht vor bei Denk- und Bastelspielen.“ Darum sind Skat, Halma und Monopoly für den DSB kein Sport
Schach eigentlich auch nicht. Der Schachverband hatte Glück: Er ist DSB-Gründungsmitglied und genießt Bestandsschutz. Würde er heute einen Mitgliedsantrag stellen, würde dieser abgeschmettert werden.

AUSGABE 39
"UND JETZT
DER SPORT"




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Warum ist es gigantisch, wenn Marion Jones im Olympiastadion rennt? Warum ist es das nicht, wenn sie zum Bus sprintet? Latz erklärt: „Die Ausübung der eigenmotorischen Aktivität muss Selbstzweck der Betätigung sein. Der Selbstzweck liegt nicht vor bei Arbeits- und Alltags-verrichtungen. Zum-Bus-Rennen ist somit kein offizieller Sport genauso wenig wie Bierkisten-aus-dem-Keller-schleppen. Jetzt kennen wir die Argumente von Latz und sollten sie schleunigst wieder ver-gessen.

ZUR PERSON



Sebastian Wenzel
Geboren 1978. Studiert nach einem Volontariat bei der Celleschen Zeitung seit 2001 Politikwissenschaft, Wirtschafts-politik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster. Seit 2002 ist er Chefredakteur des Online-Magazins
wortwende.de.

Sie sind keine Antwort auf die Frage „Was ist Sport?“. Latz: „Der DSB maßt sich nicht an zu sagen, was Sport ist und was nicht. Wir sagen nur: das ist die Form von Sport, die wir betreuen wollen.“ Andere Organisationen, andere Meinungen. Das Internationale Olympische Komitee hat eine andere Sportdefinition als der "Bundessportminister" Otto Schily und dieser eine andere als Michael Schuhmacher. Warum? Sport hat für Menschen unterschiedliche Bedeutungen. Bernie Ecclestone interessiert sich für die Formel Eins, weil er damit Geld verdient. Eine Behinderten-Sportgemeinschaft interessiert sich für Sport, weil sie damit Sportlern mit und ohne Behinderung eine Heimat gibt. Der Autor dieses Artikels spielt Badminton, weil er der Zivilisationskrankheit Bewegungsmangel entkommen will. Es gibt zig unterschiedliche Gründe, warum Menschen Tennisbälle über ein Netz und Pucks in ein Eishockey-Tor schlagen. Doch warum ist das Sport?

Die Antwort: Es gibt keine Antwort. Die Suche nach einer allumfassenden Sport-Definition gleicht der Suche nach der Quadratur des Kreises
eine unlösbare Aufgabe. Anstatt über Sport zu philosophieren, sollten wir ihn genießen egal ob als Zuschauer, Funktionär, Aktiver, Reporter oder als Leser. Und wem selbst das zu anstrengend ist, der kann sich immer noch auf den deutschen Schriftsteller Herbert Rosendorfer berufen. Er warnte: Sport ist eine völkerverbindende Sache. Vor allem die Ärzte haben viel zu verbinden."


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